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Wer behauptet, der Mensch zerstöre seine Lebensgrundlagen durch die egoistische Verfolgung seiner Interessen, wird allgemeine Zustimmung ernten. Dabei wäre eine genauere Analyse angebracht. Formulieren wir etwas genauer: "Wenn wir eine Population von wildlebenden Tieren - z. B. Großwale - maximal ausbeuten, gefährden wir deren Bestand". Auch dieser Satz wird wohl meist bejaht.

Aber: So allgemein hingesagt stimmt der Satz nicht. Zur Widerlegung nehmen wir der Einfachheit halber an, die fragliche Population unterliege einem einfachen Gesetz des begrenzten Wachstums.

Der anfangs kleine Bestand x möge jährlich um einen bestimmten Prozentsatz r - sagen wir r=5% - wachsen. Je größer die Population ist, umso mehr verringert sich diese Zuwachsrate, weil nicht genug Futter für den Nachwuchs da ist. Wir müssen also mit einer bestandsabhängigen Zuwachsrate rechnen. Diese Zuwachsrate geht gegen null, wenn sich die Größe x der Population einem Wert nähert, der von der Umwelt gerade noch verkraftet wird. Dieser Wert wird als Kapazität K bezeichnet. Wir setzen hier einmal K=100. Ein für unsere Zwecke brauchbarer Ansatz für die Zuwachsrate ist r(1-x/K). Die Multiplikation der Zuwachsrate mit dem Bestand ergibt bekanntlich die Wachstumsgeschwindigkeit der Population: r(1-x/K)x. Durch Jagd soll der Zuwachs "abgeerntet" werden.

Populationswachstum

Wer einen maximalen Ertrag anstrebt, wird die Population auf den Wert x = K/2 = 50 anwachsen lassen und sie dann durch Bejagen bei diesem Bestand halten. Das Streben nach maximalem Ertrag sichert demzufolge einen ausreichenden Bestand der bejagten Population - entgegen der zunächst geäußerten Meinung.

Kommentar: Wenn wir - ganz Egoisten - den langfristig haltbaren Höchstertrag anstreben, müssen wir nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit (Sustainability) wirtschaften. Das nützt uns und der Umwelt. Dass wir das oft nicht tun, liegt daran, dass viele Jäger um die Beute konkurrieren und dass jeder einen möglichst großen Teil des "Kuchens" abkriegen will. Es ist unsere Unfähigkeit, die sogenannte Tragödie der Gemeingüter (Tragedy of the Commons) zu verhindern, die uns in Schwierigkeiten bringt. Der eng- und kurzsichtige Egoist macht sich und anderen Probleme - nicht dagegen der "Weitwinkelegoist".



(Quelle: Tim Grams, FH Fulda: Denkfallen und Paradoxa)